Max Hoff zwischen Traum und Alptraum

Vor einigen Wochen wurden die Olympischen Spiele in Tokyo abgesagt, an denen Max Hoff noch einmal teilnehmen wollte. Nun gilt es für ihn, Entscheidungen zu treffen

Als Ende März die Olympischen Spiele in Tokyo offiziell abgesagt wurden, war es für viele Olympia-Kandidaten ein Schock – auch für Max Hoff, der seine vierten „Spiele“ fest im Visier hatte. Mit vielen EM- und WM-Titeln, Olympia-Bronze in London 2012 im Einerkajak und Olympia-Gold in Rio 2016 im Viererkajak ist seine Erfolgsbilanz mehr als eindrucksvoll. Und mit nunmehr 37 Jahren sollte Tokyo ein weiterer Höhepunkt der schon beeindruckenden Karriere werden.

„Auch wenn es sich vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie abzeichnete und zweifelsfrei auch richtig ist, muss man diese Absage erst einmal verdauen und sicher einige Nächte drüber schlafen“, war sein erster Kommentar nach der Entscheidung.

Nun ist etwas Zeit und so einige Nächte vergangen. Was nichts daran ändert, dass auch mit Abstand die Absage nach wie vor „schon blöd“ ist, wie Max Hoff befindet. Doch auch er erklärt, dass man sich mit den Gegebenheiten nichts ändern kann und sich arrangieren muss.

„Zwischen Traum und Alptraum“ lautete vor kurzem der Titel einer TV-Dokumentation zu der Olympia-Vorbereitung der so erfolgreichen deutschen Renn-Kanuten, die noch gedreht wurde vor Corona. Ein Titel, der für Max Hoff auch aktuell immer noch passt.

„Mein Herz sagt natürlich ganz klar, dass ich noch einmal an Olympischen Spielen teilnehmen wollte und möchte. Aber eine finale Entscheidung habe ich gerade noch nicht getroffen. Mehr kann und möchte ich auch zu diesem Zeitpunkt dazu gar nicht sagen“.

Da gibt es so manche Dinge, die zu klären sind. In erster Linie die berufliche Situation. „Nach den Olympischen Spielen in Tokyo lag der Schwerpunkt auf der beruflichen Seite. Ich wollte mehr ins Berufslaben einsteigen und bin ja auch keine 25 mehr. Zudem hatte ich ein gutes Angebot meines derzeitigen Arbeitgebers, der mich in der letzten Vorbereitung auf die Spiele bestens unterstützt hat. Auch neben der beruflichen Seite gibt es noch so einige offene Fragen, die zu klären sind“.

Doch bis dahin gilt es auch für Max Hoff, „den Kopf nicht in den Sand zu stecken, denn das bringt ja nichts“. Und so lange gilt es für ihn, sich möglichst weiterhin gut vorzubereiten.

Neben der Klärung der beruflichen, finanziellen und natürlich auch privaten Perspektive spielen aber auch optimale Trainingsmöglichkeiten in einer nun um ein Jahr verlängerten Vorbereitungsphase eine Rolle. „Denn bestimmte Trainingsausfälle zu kompensieren, geht einfach nicht. Man kann bestimmte Arbeiten, was auch für uns als Leistungssportler gilt, nicht einfach nachholen; da läuft die Zeit davon. Und wenn man im nächsten Jahr bei Olympia dabei sein will, darf man dieses Jahr nicht vernachlässigen, auch wenn dies derzeit vom Kopf her nicht ganz einfach ist“, vertritt Max Hoff eine klare Position.

Und betont weiter, dass es „uns in Essen sportlich aktuell ganz gut geht“. Trainieren können die Olympia-Kandidaten unter festgeschriebenen Auflagen. Und so sieht der Alltag dieser Tage für Max Hoff aus: Erste Paddeleinheit in Zweiergruppen mit entsprechendem Abstand, dann ab zur Arbeit. Dann nachmittags wieder Wassertraining im Zweier-Team und Krafttraining im Kraftraum. „Da gibt es Listen, in denen wir uns in Zweiergruppen eintragen; und nach uns kommt dann die nächste Paarung dran. Auch wenn einem natürlich die ganze Trainingsgruppe fehlt, ist dies schon o.k. und auf jeden Fall machbar“.

Normalerweise würden zu diesem Zeitpunkt schon zwei nationale Sichtungen hinter Max Hoff und seinen Mitstreitern liegen. Doch darüber hat er gar nicht mal so nachgedacht. Schon eher über den ersten internationalen Weltcup, der am kommenden Wochenende anstehen würde. „Mein letztjähriger Zweierpartner Jacob Schopf und ich waren in guter Form und wären diesen Weltcup als amtierende Weltmeister gerne gefahren, hätten uns gerne der Konkurrenz gestellt. Darauf habe ich mich gefreut und es hätte definitiv Spaß gemacht. Und so ist es für mich natürlich schade, dass es nun nicht dazu kommt“.

Aber in der Planung stehen in der zweiten Jahreshälfte noch Sichtungen des Verbandes und auch eine Weltmeisterschaft in Szeged/Ungarn, die zunächst im August nur für die nicht-olympischen Disziplinen geplant war, nun aber ggf. auf September verschoben für alle Disziplinen stattfinden könnte.

„Das wären aktuelle und neue Ziele, die man schon im Kopf hat. Mit denen man planen kann. Und auf die man sich vorbereiten sollte“, macht Max Hoff deutlich, dass er seinen Traum von einer weiteren Olympiateilnahme noch im Blick hat.