Olympiateilnehmer vorgestellt: Caroline Arft

Vor ihren ersten Olympischen Spielen steht in der kommenden Woche Kanutin Caroline Arft von der KG Essen

Da staunte Caroline Arft nicht schlecht, als sie erfuhr, dass sie nach fast 30 Jahren wieder die erste Kanutin aus Essen ist, die sich für Olympische Spiele qualifiziert hat. Zuletzt war 1992 in Barcelona Katrin Borchert am Start und kehrte als Silbermedaillengewinnerin im 500m-Viererkajak zurück.

Danach waren es immer die Kajak-Herren und Canadier-Ass Tomasz Wylenzek, die bei Olympia dabei waren – und ebenfalls vielfach mit Medaillen nach Essen zurückkehrten.

„Das ist ja krass und das wusste ich gar nicht. Und dann ist es doch gut, dass ich es nun ändere“, freut sich die Olympia-Debütantin.

Nachdem die ersten sportlichen Aktivitäten im Judo und Turnen lagen, wurde Caroline Arft im Alter von 10 Jahren von einer Freundin an ihrem damaligen Wohnort in Rheydt mit zum Paddeln genommen – und sie blieb dieser Sportart bis heute treu. Fasziniert hat sie von Beginn an die Möglichkeit, draußen aktiv zu sein, Wassersport zu betreiben und gleichzeitig zu laufen und Kraft zu trainieren. Schnell zeigte sie bei den ersten Wettkämpfen Ehrgeiz. Nicht ganz unbeteiligt an der weiteren Entwicklung war dann auch Max Rendschmidt, ebenfalls Rheydter und im Kanusport beheimatet. Er machte ihr das Essener Internat schmackhaft, in dem „Caro“ seit 2010 dann vier Jahre gelebt hat. Das, was sich schon in dieser Zeit immer mehr als Traum herausgebildet hat, war „einmal an Olympischen Spielen teilzunehmen“.

Diesen Traum hat sie sich nun erfüllt; am kommenden Montag geht sie im ersten Wettkampfblock der Kanuten in Tokio im 500m-Zweierkajak an den Start. Welch ein Wechselbad der Gefühle Caroline Arft in den zurückliegenden Monaten seit 2019 mitgemacht hat, das möchte sie aktuell gar nicht mehr so in den Vordergrund stellen. 2019 hatte sie im Damenvierer für den Deutschen Kanu-Verband dazu beigetragen, schon einmal vier wichtige Quotenplätze für Tokio einzufahren, dann ein Jahr später die schwere Rückenverletzung und Verschiebung der Olympischen Spiele – und dann wieder ins Nationalteam herangekämpft. Bei der Sicherung noch zwei weiterer Quotenplätze konnte sie dann selber nicht aktiv eingreifen. Aber die Mannschaftskolleginnen machten ihre Sache gut – und so sind in Tokio nun sechs Kajak-Damen am Start: eine von ihnen Caroline Arft. Und das ist es, was aktuell zählt!

„Als die Nominierung offiziell durch war, war dies ein super Gefühl. Darauf hatte man lange hingearbeitet. Es schwarz auf weiß zu lesen, war mehr als befriedigend. Einfach toll zu wissen, man ist dabei“. Nur einen Tag nach der Nominierung ging es dann im Trainingslager Kienbaum zur Einkleidung, ein weiteres Highlight auf dem Weg nach Tokio, „einfach ein eindrucksvolles Ereignis und eine große Ehre. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was dies für mich bedeutet“, so Caroline.

Aufgegriffen wurde bei der Einkleidung übrigens auch das Thema der Gleichstellung. Mit großer Freude präsentierte Caro Arft ein Teil des Outfits, bei dem symbolisch ein gelber heruntergezogener Strumpf gegenüber dem hochgezogenen weißen auf die ungleiche Medienberichterstattung zu Ungunsten weiblicher Sportler aufmerksam machen soll.

Wie im Flug ist nach eigenen Angaben dann die Zeit seit der Einkleidung verflogen. Voll ausgefüllt waren die Tage mit umfangreichem Training, der Fokus voll ausgerichtet auf das anstehende Großereignis. Und da ist die KGEerin sehr froh, schon 2019 zu einem Test-Wettkampf mit in Tokio gereist zu sein, denn „da haben wir uns vieles ansehen können, Land und Leute kennen gelernt, was nun Corona bedingt nicht möglich ist“. Dass es in diesem Jahr nun aber so ist und es Spiele der besonderen Art werden, damit hat sich nicht nur Caroline Arft arrangiert. Dennoch möchte sie versuchen, vor Ort „so viel vom Olympia-Gefühl mitzunehmen, wie es geht; alles maximal genießen und stolz darauf sein“.

In knapp einer Woche aber geht es dann auch darum, das Leistungsoptimum abzurufen. Dann sollte auch die Müdigkeit der letzten Trainingseinheiten verschwunden sein. „Die letzten Tage gilt es noch einmal an der Spritzigkeit zu arbeiten und die Rennstrecke vorzubereiten“, so die Essenerin. Erstmals sind bei diesen Olympischen Spielen in den Kleinbooten übrigens zwei Boote je Nation zugelassen. Und so wird Caroline Arft gemeinsam mit ihrer Zweierpartnerin Sarah Brüßler (Karlsruhe) neben der internationalen Konkurrenz auch auf ihre Verbandspartnerinnen Sabrina Hering-Pradler und Tina Dietze (Hannover/Leipzig) treffen.