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Geschrieben von Super User
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Brandenburg: "Sicher sind wir an diesem Wochenende
der zweitwichtigste Sport" , hatte Thomas Konietzko, Präsident des Deutschen
Kanu-Verbandes bei der Eröffnungs-Pressekonferenz schmunzelnd ein Statement zu
den Kanurennsport-Europameisterschaften in Brandenburg abgegeben. Und er sollte
Recht behalten. Denn die spannenden Rennen und insbesondere die Finals vor "vollem
Haus" waren mehr als eine gelungene Einstimmung auf das anstehende Fußball-Highlight
am Sonntagabend. Vorbehaltlich der noch ausstehenden abschließenden
Langstreckenrennen fuhren die Aktiven des Deutschen Kanu-Verbandes vier
EM-Titel, drei Vizemeisterschaften und zwei Bronzemedaillen, was Rand vier in
der Nationenwertung bedeutete. Offensichtlich musste in einigen Disziplinen
auch der Planung des Verbandes, diese EM als Zwischenstation auf dem Weg zum
Saisonhöhepunkt WM in Moskau zu sehen, Tribut gezollt werden. Auch aus Essener
Sicht gab es so einiges zu feiern, aber auch die ein oder andere Enttäuschung
zu verarbeiten.Zu den großen Gewinnern dieser Titelkämpfe zählten auf jeden
Fall Max Rendschmidt und sein Berliner Partner Marcus Groß. Schon im Laufe der
Saison hatten sie mehrfach unterstrichen, dass mit ihnen zu rechnen sein würde.
Und tatsächlich war es die Essen-Berliner-Kombination, die auf der Ziellinie allen
Grund zum Jubeln hatte. In der ihnen eigenen Manier waren sie auf den letzten
300 Metern der Konkurrenz davon gefahren. Die alten und neuen Europameister im
1.000m-Zweierkajak heißen Max Rendschmidt und Marcus Groß. "Um unseren Endspurt
wissend, waren wir uns 300 Meter vor dem Ziel sicher, vorne mitfahren zu
können. Und es hat am Ende auch gereicht. Wir haben uns nur auf dieses Finale
konzentriert, auch nicht mehr an den Paddelbruch in Szeged gedacht" , beschrieb
Titelverteidiger Max Rendschmidt später. Und nahm dabei die zahlreichen
Gratulationen derer entgegen, die mit allen Zuschauen das Duo unter
Szenenapplaus ins Ziel geklatscht hatten. Dann galt der Blick von Rendschmidt-Groß
erst einmal der Fahrzeit. "3.06,792 Minuten. Was, so schnell waren wir" ,
fragten beide ungläubig nach, nachdem sie realisiert hatten, dass sie
"Weltrekord" (Inoffizielle Bestzeitenliste bei internationalen Meisterschaften
im Kanurennsport) gefahren waren. Somit optimal motiviert wollten beide einen
Tag später auch die Titelverteidigung im 500m-Zweier anpeilen. Am Ende aber
kamen beide als siebte ein. Augenscheinlich fehlte in diesem Finale die für
500m nötige Spritzigkeit. Bislang in der Saison ungeschlagen, ging Max Hoff im
1.000m-Einer als einer der Top-Favoriten ins Finale. Aber er erwischte eines
seiner "schlechteren Rennen" und kam als Dritter über die Ziellinie.
Europameister wurden mit Aleh Yurenia (Weißrussland) und Silbermedaillengewinner
Rene Holten Poulsen (Dänemark) zwei Dauerkonkurrenten der letzten Jahre. Erneut
bei heftigstem Rückenwind und Wellengang war dieses Finale über die Strecke
gegangen, Bedingungen, mit denen Max Hoff eigentlich keine Probleme hat. "Aber
ich habe schnell gemerkt, dass dies nicht mein Rennen wird. Mit dem dritten
Platz habe ich eigentlich kein Problem. Mit dem Rennen an sich schon eher. Das
wurmt mich schon. Letzte Woche lief es deutlich besser; das ist ärgerlich. Ich
hab mich hier einfach mit viel Un-Rhythmus über die Strecke gequält. Über so
ein Rennen würde ich mich auch im Training ärgern. Na ja, lieber hier bei der
EM, als bei der WM. Und bis dahin ist ja nun noch etwas Zeit" , kommentierte Max
Hoff später. Und wollte auch eine Mandelentzündung noch vor 10 Tagen nicht als
Entschuldigung gelten lassen. Nächste Chance zu einer Medaille bot sich beim
abschließenden 5.000m-Rennen. Und es wurde nicht nur eine Medaille, sondern
"GOLD" . (siehe separater Bericht). Im 200m-Einer hatte sich Jonas Ems das hohe
Ziel gesetzt, ins EM-Finale vorzufahren. Als fünfter in einem von drei
Halbfinals aber verpasste er das Feld der besten neun europäischen Sprinter. Im
B-Finale dann belegte Jonas ebenfalls den fünften Platz. "Das Rennen an sich
war schon in Ordnung, dr Platz weniger. Aber immerhin lagen einige Fahrer wie
der Franzose und Italiener hinter ihm, die schon bei den Weltcups auf dem
Treppchen gestanden haben. Jonas muss einfach noch eine Sekunde drauflegen" ,
erklärte Sprinttrainer Arndt Hanisch. Und machte seine Hoffnung deutlich, dass
perspektivisch eine Steigerung nach Abschluss seiner Ausbildung für Jonas
möglich sein sollte. Wie bereits berichtet, hatte auch Kai Spenner mit dem
1.000m-Herren-Vierer das Finale denkbar knapp um 5/1000 Sekunden verpasst. "Fakt
ist, wir waren einfach zu langsam. Das war das schlimmste, was für uns
passieren konnte. Da gibt es keine Ausrede, weder Wind noch Wellen noch
Material. Dieses Halbfinale war ein Blackout-Rennen, in den nichts gepasst
hat" , zeigte sich Kai Spenner tief enttäuscht.