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Kategorie: Import
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Geschrieben von Super User
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Im Vorfeld der diesjährigen
Olympischen Spiele galt Canadier-Ass Tomasz Wylenzek
zweifelsfrei als einer der sichersten Kandidaten für London. Nicht nur, dass er
mit seinem Partner Stefan Holtz (Leipzig) auf Anhieb im Vorjahr Weltmeister
wurde; die beiden einzigen Kernmannschaftsmitglieder des Deutschen
Kanu-Verbandes im Canadierbereich und dem Olympia-Top-Team des DOSB (Deutscher
Olympischer Sportbund) angehörend setzten sich zu Saisonbeginn auch bei der
nationalen Verbandssichtung als das stärkste Canadier-Duo heraus. Um so
heftiger dann der Paukenschlag bei den internationalen Qualifikationen. Nach
nur mit 44/1000 (!) Sekunden verpasster Olympiaqualifikation in Posen/Polen zog
auch beim Heim-Weltcup in Duisburg das verbandsinterne Konkurrenzboot aus
Potsdam knapp vorbei und sicherte sich damit das Olympiaticket.
"Ich muss
nun erst einmal eine kleine Pause einlegen und mich dann mit meinem Trainer
Robert Berger beraten" , hatte Tomasz Wylenzek
direkt am Rande des Duisburger Weltcups das Olympia-Aus kommentiert.
Auch jetzt,
gut drei Wochen nach der entscheidenden Regatta, ist die ganze Thematik noch
präsent. Alleine könnte Tomasz Wylenzek
mit dem Olympia-Aus wohl nach eigener Beurteilung umgehen, doch durch die
vielen Nachfragen, Bekundungen des Bedauerns usw. kommt die ganze Dramatik
immer wieder hoch. "Das ist alles nicht so leicht wegzustecken, dafür habe ich zudem
zu viel Arbeit investiert. Es ist für mich auch schwer zu verstehen, denn so
fit wie in den letzten beiden Jahren war ich noch nie. Und gerade jetzt fahre
ich nicht mit" .
Diese Olympische Spiele ohne Tomasz
Wylenzek “ kaum vorstellbar. Denn kein anderer Zweier-Canadierfahrer
hat die zurückliegenden Jahre so geprägt wie er; kein anderer kann eine
derartige Erfolgsbilanz im Zweier aufweisen wie Tomasz
Wylenzek: angefangen von der langjährigen Erfolgsspur mit
Christian Gille: Olympiasieger 2004 in Athen über 1.000m; Olympia-Silber über
1.000m und Olympiabronze über 500m 2008 in Peking; dazwischen Weltmeister über 1.000m
und 500m 2005 in Zagreb/ Kroatien und Weltmeister 2007 über 1.000m in Duisburg.
Dann der nahtlose Übergang 2009 als Weltmeister über 1.000m mit dem neuen Partner
Erik Leue (Magdeburg). Und im Vorjahr nach nur wenigen gemeinsamen Trainingswochen
auch der WM-Titel mit Stefan Holtz!
Wohl auch vor diesem Hintergrund ist die Anfrage des
Deutschen Kanu-Verbandes zu sehen, ob Tomasz Wylenzek
mit Stefan Holtz ebenfalls die Olympiavorbereitung mit vollzieht, um für den
Fall der Fälle einspringen zu können. Ein Fall, der für Tomasz
Wylenzek "zu 99,9 % nicht eintreten wird" , denn die
Wahrscheinlichkeit, dass der qualifizierte Zweiercanadier krankheits- oder verletzungsbedingt
bei Olympia nicht starten kann, ist denkbar gering.
Diese Gradwanderung zu meistern zwischen Olympiavorbereitung
und einem wohl sicheren Nicht-Start obliegt nun dem Essener, den man derzeit
auch intensiv trainierend auf dem Baldeneysee sieht. Und vor diesem Hintergrund
ist auch zu sehen, dass Wylenzek-Holtz bei den kommende Woche anstehenden Europameisterschaften
in Zagreb auf der nicht-olympischen 500m-Distanz für den Deutschen Kanu-Verband
an den Start gehen werden; Wettkampferfahrung gehört zur Vorbereitung dazu.
Nach der EM aber werden Wylenzek-Holtz die
Olympiavorbereitung bis zur Abreise der Olympia-Flotte getrennt von der Nationalmannschaft
gestalten. "Und das ist auch gut so. Es darf zu keiner Unruhe zwischen uns und
dem qualifizierten Zweier kommen. Die beiden, denen ich für London wirklich das
beste wünsche, müssen sich in Ruhe vorbereiten können. Und auch für uns ist die
Situation "bereit zu stehen, aber sicher nicht zum Einsatz zu kommen"
problematisch genug" , beschreibt Tomasz Wylenzek
den Status Quo.
Der langfristig auch nicht das Karriere-Ende bedeuten.
"Derartige Niederlagen gehören zum Sport dazu und prägen zudem. Die nächsten
Jahre ohne Kanusport kann ich mir nicht vorstellen; dies gehört zu meinem Leben
dazu. Zudem befinde ich mich mitten in den leistungsstärksten Jahren" , gab
"Tomek" einen Hinweis, dass auch Rio de Janeiro 2016 durchaus ein Thema ist.
Zunächst
aber geht es für ihn vom Trainingslager Kienbaum aus mit der Olympiamannschaft
in Richtung EM in Zagreb.
Auch neben dem Sport hat Tomasz Wylenzek in diesem Jahr noch ein großes Ziel:
für ihn steht nach einem sechsmonatigen Ausbildungsgang die Abschlussprüfung
bei der Bundespolizei an "ein Anreiz, der mir unter den gegebenen sportlichen
Fakten noch mehr Spaß macht" .