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Kategorie: Import
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Geschrieben von Super User
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"Wir sind hier her gekommen, um
um eine Medaille zu fahren. Verständlich, dass wir nun enttäuscht sind" ,
brachte es Sprint-Bundestrainer Clemes Parmann auf den Punkt. Nach exakt 35.507
Sekunden war es auf dem Dorney Lake gelaufen; das Olympiafinale von Jonas Ems
im 200m-Zweierkajak mit Ronald Rauhe (Potsdam), zugleich auch die
Olympiapremiere in dieser Disziplin. Und im Ziel zeigte die Reaktion des Duos
auch den Ausgang an: Schlagmann Ronald Rauhe warf wütend sein Paddel ins Wasser
und Jonas Ems schlug ebenso emotional mit der Faust auf das Oberdeck des Bootes.
Zunächst noch aussichtsreich im Rennen liegend, hatten beide am Ende die heiß
ersehnte Medaille verpasst und waren nur auf dem achten Rang eingefahren. Ihr
Trumpf, die enorm hohe Streckengeschwindigkeit, hatte dieses Mal nicht stechen
können. Beide wollten volles Risiko gehen in dem Finale, das hatte Ronald Rauhe
zuvor erklärt. "Nur so kommt man nach vorne, und außerdem habe ich hinten ja einen
starken Motor im Boot; der Jonas ist derzeit so gut in Form und mach von hinten
mächtig Druck, holt die letzten Körner raus, so dass wir sehr zuversichtlich
sind" .
Groß war anschließend der Frust bei dem deutschen
Sprintduo: Ronald Rauhe lag lang ausgestreckt auf dem Boden unter einem auf
Ständern abgelegten Boot und schlug die Hände vors Gesicht; Jonas Ems tigerte
aufgewühlt auf dem Steg hin und her.
"Die Chance war da, vielleicht haben wir zu viel gewollt.
Das fühlt sich jetzt auf jeden Fall richtig scheiße an" , so Rauhe in einem
ersten Kommentar.
Über zwei Jahre hatte sich dieser Zweier immer näher an
die internationale Spitze gefahren, die Zugehörigkeit zu den Medaillenkandidaten
mit Silber zuletzt bei den Europameisterschaften unterstrichen. Und auch im Vorlauf
und Halbfinale einen starken Eindruck hinterlassen. Die Vorzeichen standen also
gut, das bestätigte auch Jonas Ems, als er sich mit etwas Abstand telefonisch
in Essen meldete.
"Ich hab mich heute Morgen so perfekt gefühlt. Auch die
Bedingungen waren gut; Gegenwind, was wir uns gewünscht hatten. Es wäre
wirklich machbar gewesen. Aber das Boot war auf der Strecke kurz instabil und
wir haben sofort an Geschwindigkeit verloren. Wenn du in einem solchen Rennen
einen Patzer hast, wirst du auch schnell durchgereicht. Vier Jahre harte Arbeit
sind nicht belohnt. Das ist alles absoluter Mist" , beschrieb Jonas seine Gefühlslage.
Die auch Arndt Hanisch, Sprinttrainer am Essener Bundesstützpunkt,
teilte. Er hatte sich vor Übertragung aus dem rappelvollen Saal des Regattahauses
zurückgezogen, um das Rennen alleine an einem anderen Fernseher zu verfolgen.
"Ich kann jetzt gar nichts dazu sagen" , war auch er am Ende sprachlos.
Entgegen der übrigen Kanuflotte, die nach den
Sprintfinals noch für zwei Nächte ins Olympische Dorf umsiedelte, wollten Jonas
Ems und Ronald Rauhe noch im Quartier am Dorney Lake bleiben. "Die Kulisse hier
war der absolute Hammer. Der pure Wahnsinn. Wie gerne hätten wir hier eine
Medaille gewonnen, egal welche Farbe. Wir müssen uns erst einmal wieder sammeln.
Ronny und ich setzen uns heute Abend hier mit meinen Eltern zusammen und fahren
morgen nach. Ich bin jetzt einfach nur fix und fertig" .
Olympiasieger wurden im 200m-zweierkajak die Russen Yury
Postrigay-Alexander Dyachenko (33.507) vor Raman Piatrushenka-Vadzim Makhneu
aus Weißrussland (34.266) und den Briten Liam heath-Jon Schofield (34.421).
"Das ist ein brutal hartes Geschäft" , hatte Robert Berger
schon anlässlich des Finals von Max Hoff bekräftigt. Eine Einschätzung, die nun
auch Jonas Ems schmerzlich teilen musste. Zwischen Medaillenhoffnung und Platz
acht lagen genau 35 Seekunden.
Brutal auch der Bruch im Regattahaus. Nur kurz, nachdem
mit dem Startschuss tosende Anfeuerungen laut wurden, zog traurige Stille durch
den Raum. Dann ging es für die Aktiven auch schon raus aufs Wasser zum Abschlusstraining,
bevor die Bootshänger gepackt wurden. Denn schon gestern traten die ersten die
Reise nach Brandenburg an zu den Deutschen Meisterschaften in Brandenburg. Dort
wird am Mittwoch dann auch die Olympiaflotte erwartet, die von London aus mit
der MS Deutschland die Heimreise nach Hamburg antritt.