Max Hoff und Max Rend-schmidt lösen Olympia-Ticket; auch Caroline Arft noch im Rennen
- Kategorie: Internationale Regatten
- Veröffentlicht: Dienstag, 18. Mai 2021 08:00
- Geschrieben von Ute Freise
Beim Weltcup im ungarischen Szeged stand für die deutschen Renn-Kanuten die erste internationale Olympia-Qualifikation an. Mit positivem Ausgang für Max Hoff und Max Rendschmidt – sie haben die Vorgaben erfüllt und können für Tokio planen. Durchaus noch Chancen ausrechnen kann sich auch Caroline Arft.
War das ein Weltcup in Szeged! Dort, wo in der ungarischen Kanu-Hochburg üblicherweise eine gigantische Zuschauerkulisse für eine Atmosphäre der Extraklasse sorgt, bot sich Corona bedingt ohne Zuschauer ein fast schon trostloses Bild.
Dann aber war es insbesondere der Deutsche Kanu-Verband, der für extreme Aufhellung sorgte und zu glänzen vermochte. In sage und schreibe sechs von 12 möglichen olympischen Disziplinen gingen die Siege an die DKV-Aktiven, hinzu kamen eine Silber- und eine Bronzemedaille.
Vorbehaltlich der noch ausstehenden offiziellen Bestätigungen kann man da sagen, dass die ersten Olympia-Fahrkarten gelöst wurden.
Dies betrifft aus Essener Sicht in erster Linie Max Hoff und Max Rendschmidt – sie können definitiv für Tokio planen. Wie schon bei der WM 2019 bot die Wettkampfstrecke von Szeged eine tolle Plattform für sie. 2019 wurden beide dort in ihren Booten Weltmeister; nun lösten sie an gleicher Stelle ihre Olympia-Tickets. Und weiter im Rennen für Tokio sollte auch noch Caroline Arft sein.
Extreme Spannung lag in der Luft beim Finale des 1.000m-Zweierkajaks der Herren. Hierfür hatten sich zuvor mit Vorlaufsiegen die amtierenden Weltmeister Max Hoff und Jacob Schopf (Potsdam) sowie die verbandsinternen Konkurrenten Jakob Kurschat (Dresden) und Jacob Thordsen (Hannover) qualifiziert, als Junioren-Weltmeister von 2017 ein noch junges Boot mit großem Potential. Zudem hatte Jacob Schopf auch noch harte Rennen im 1.000m-Einer in den Knochen. Und beide Boote lagen im Endlauf direkt nebeneinander – spannender ging es nicht. Mit einem Blitzstart setzten Kurschat-Thordsen nicht nur alles auf eine Karte, sondern sich auch furios an die Spitze des Feldes. 250 Meter vor dem Ziel dann folgte mit einem energischen Endspurt aber der Angriff von Hoff-Schopf, die sich Meter um Meter an der eigenen und auch internationalen Konkurrenz vorbei schoben. In der Zeit von 3.23,00 Minuten lag die Essen-Potsdamer-Kombination im Ziel knapp mit 9/100 Sekunden vorne vor Josef Dostal-Radek Slouf aus Tschechien und Samuel Balaz-Adam Botek aus der Slowakei. „The Germans take gold again in Szeged“ kommentierte der Sprecher euphorisch. Richtig: nach ihrem WM-Titelgewinn 2019 waren es wieder Max Hoff und Jacob Schopf, die in Szeged vorne lagen. Mit über 1,5 Sekunden Rückstand kam die verbandsinterne Konkurrenz auf Rang vier ein. Die Frage der Olympia-Qualifikation war eindeutig geklärt!
„Ja, das war sehr spannend. Und natürlich ein super hartes Rennen. Die Anspannung vorher war schon sehr, sehr groß, es war eine riesige Last. Unser Fokus war schon auf das andere deutsche Boot ausgerichtet, von daher sind wir sicher auch nicht unser bestes Rennen gefahren. Jetzt sind wir einfach nur super glücklich, dass wir im internen Duell vorne lagen und auch noch gewonnen haben. Ich bin mega erleichtert. Kann aber auch gerade gar nicht so viel sagen; ich muss dass alles erst einmal sacken lassen und kann es dann sicher auch genießen“, zeigte sich Max Hoff nach dem Rennen geschafft und happy zugleich. Ihm war tatsächlich erst kurz vor der Siegerehrung bewusst geworden, dass sie auch gewonnen hatten; so sehr lag der Blick im Rennen auf der internen Konkurrenz.
Nur wenig später ging es dann für Max Rendschmidt sowie Ronald Rauhe (Potsdam), Tom Liebscher (Dresden) und Max Lemke (Potsdam) im 500m-Vierer ins Rennen. Sie hatten sich direkt mit einem Vorlaufsieg für das Finale qualifiziert; Tobias-Pascal Schultz musste da mit seinen Hintermännern schon den Weg über den Zwischenlauf gehen. Im Finale dann waren es die Spanier, die kuragiert die Initiative ergriffen und sich in Führung setzten. Und diese Führung ins Ziel retten konnten vor dem stark aufkommenden Vierer mit Max Rendschmidt. Deutlich dahinter dann als dritte das Boot der Weißrussen. Mehr als Platz sieben dann war für Tobi Schultz & Co. in diesem hochkarätig besetzten Feld nicht drin.
„Mit dem zweiten Platz sind wir auf jeden Fall sehr zufrieden, auch wenn man natürlich gerne immer gewinnen möchte. Dazu hat es heute nicht ganz gereicht. Aber es war von uns ein richtig gutes Rennen. Doch nun wissen wir auch, dass wir an unseren individuellen Leistungen noch etwas besser machen müssen; dann können wir auch die Spanier wieder mehr ärgern. Dieser erste Weltcup war für uns ein gutes Ergebnis, was uns weiter motiviert. Ich sehe auf jeden Fall positiv in die kommenden Wochen, dass es dann so richtig etwas werden kann“, gab aus Szeged ein gut gelaunter Max Rendschmidt mit Blick auf die Olympischen Spiele in Tokio durch.
Nahezu fehlerfrei präsentierte sich auch der deutsche Damenvierer mit der am Essener Bundesstützpunkt trainierenden Lünenerin Jule Hake bei dem Sieg in Szeged. Und sollte dies so bleiben, dürfte es für Caroline Arft schwer werden, noch in dieses Damen-Flaggschiff zu kommen. Sollte der DKV aber die nun möglichen sechs Quotenplätze ausschöpfen und sechs Damen mit nach Tokio nehmen, dann sollte auch Caro Arft mit dabei sein, zumal sich bei diesen Olympischen Spielen erstmals die Möglichkeit für die Nationen bietet, im Einer und Zweier zwei Boote an den Start zu schicken.
„Ja, wir sind hier jetzt erst einmal alle glücklich, dass es so ausgegangen ist und sich Max und Max auf rein sportlicher Ebene durchgesetzt haben und wieder bei den Olympischen Spielen dabei sind, zudem Caro auch noch im Rennen sein dürfte. Auch Tobi sich im Vierer mit einer starken Leistung wieder einmal so teuer wie möglich verkauft hat. Gerade für Max Hoff haben sich nun die letzten anderthalb Jahre gelohnt, als er ein Jobangebot ausgeschlagen und noch einmal alles für den Traum einer weiteren Olympiateilnahme geopfert hat“, zeigte sich am Ende der Finals von Szeged Trainer Robert Berger ebenso erleichtert wie geschafft.