WM-Titel im Vierer für Max Rendschmidt, Enja Rößeling holt im Vierer Olympia-Quotenplätze
- Kategorie: Weltmeisterschaft / Europameisterschaft
- Veröffentlicht: Dienstag, 29. August 2023 21:12
- Geschrieben von Super User
Für einen goldenen Moment sorgte bei den Kanu-Weltmeisterschaften Max Rendschmidt mit dem olympischen 500m-Herrenvierer. Sie wurden Weltmeister! Erleichterung auch bei Enja Rößeling mit dem Damenvierer, sie holten die vier wichtigen Quotenplätze für Paris 2024
Duisburg: „Oh, wie ist das schön, oh wie ist das schön…“ erklang an den vergangen fünf Tagen bei den Kanu-Weltmeisterschaften doch sehr häufig an der Regattabahn in Duisburg Wedau. Eine akustische Einspielung, die sich das deutsche Team bei „ihrer“ Heim-WM bei jedem Weiterkommen in den Rennen gewünscht hatte. Besonders laut von den Fans mitgesungen beim Einzug in die WM-Finals und nochmals intensiver bei den Medaillengewinnen.
Wie am ersten Finaltag am Freitag, der sich als ein mehr als turbulenter Tag erweisen sollte. Schon vormittags zogen Gewitter über die Wedau und führten zu mehreren Unterbrechungen und letztendlich zu einer Verschiebung der Finals um 2,5 Stunden bis in den Abend hinein. Eine große Herausforderung in erster Linie für die Aktiven, aber auch für die Zuschauer, die da schon lange bei teils heftigstem Regen ausgeharrt hatten. Aber am Ende vollauf entschädigt wurden. Denn im letzten Finale des Tages sollte es den ersten WM-Titel für Deutschland geben. Da waren es Max Rendschmidt, Max Lemke, Jacob Schopf (beide Potsdam) und Tom Liebscher-Lucz (Dresden), die als erste über die Ziellinie fuhren und Weltmeister wurden! In der Zeit von 1.19,183 Minuten lagen sie genau 387/1000 Sekunden vor den Vize-Weltmeistern aus Ungarn und 448/1000 vor dem ukrainischen Boot auf dem Bronzeplatz. Deutlich das Nachsehen hatten die Dauerkonkurrenten aus Spanien, die als siebte einkamen.
Schon im Ziel erkannte das deutsche Quartett jubelnd, dass es Gold war. Und Schlagmann Max Rendschmidt drehte direkt ab und fuhr mit seiner Crew in Richtung Tribüne, wo sie lautstark in Empfang genommen wurden. Sicher ein Gänsehautmoment für die frischgebackenen Weltmeister. „Bei der Heim-WM mit vielen Fans, Familien und Freunden wollen wir ein gutes Spektakel hinlegen“, hatte Max Rendschmidt schon im Vorfeld angekündigt. Ein Vorhaben, dass er mit seinen Hintermännern nun bravourös umsetzte.
Holperig war der Vierer in die Saison gestartet mit längeren Krankheitsphasen, war zudem bislang noch nicht in die Medaillenränge gefahren bei den internationalen Einsätzen. Und hatte dann „die Notbremse“ gezogen und eine interne Umbesetzung im Boot vorgenommen. Eine Entscheidung, die sich nun auszahlte. Im entscheidenden Moment wurde der WM-Titel vor heimischer Kulisse gewonnen. „Mit einem sehr anstrengenden Rennen“, wie es Max Rendschmidt, im Vorfeld auch „Homehero“ genannt, später lachend formulierte.
„Wir haben schon im Vorlauf gemerkt, dass es abgeht. Im Finale habe ich nicht nach rechts und links geschaut und nur auf die Kommandos von hinten vertraut. Auch als Schlagmann bin ich nur so gut wie meine Hintermänner es sind“, erklärte Max Rendschmidt. Und seine Jungs haben mächtig geschoben. „Max hat als Schlagmann mal wieder seine Qualität unter Beweis gestellt und den unnachahmlichen Endspurt eingeleitet“, geriet am Ufer auch KGE-Herren-Coach Robert Berger ins Schwärmen. Nicht nur er wäre im Vorfeld mit einem Treppchenplatz vollauf zufrieden gewesen. „Denn auch im Halbfinale hat es sich noch nicht angedeutet, dass die dann hier vom Start an vorne dabei sind und so ein Ding raushauen. Das hätte ich nicht gedacht“, so Berger.
Nachvollziehbar, dass natürlich Max Rendschmidt, Max Lemke, Jacob Schopf und Tom Liebscher-Lucz am Ende eines aufregenden Tages mehr als „überglücklich und happy“ waren. Da spielte es auch keine Rolle mehr, dass die Siegerehrungen durch die Verschiebung immer mehr in den Abend rückten und der „Deutschlandvierer“ erst kurz vor 21.00 Uhr ganz oben auf dem Treppchen stand. Eine ganz besondere Ehrung am Ende eines ganz besonderen Tages.
Ein Wechselbad der Gefühle hat bei der WM Enja Rößeling mit Lena Röhlings (Berlin) und den beiden Karlsruherinnen Katinka Hofmann und Sarah Brüßler durchgemacht. Nach einem nicht optimalen Vorlauf mussten sie den Weg über den Zwischenlauf gehen, um ins WM-Finale vorzufahren. Was sie mit einer sehr guten Leistung und Halbfinalsieg auch schafften. Diese aber im Finale noch einmal abzurufen, gelang dann nicht so ganz. Am Ende fuhren sie als achte über die Ziellinie. Das Positive daran: sie hatten die vier so wichtigen Quotenplätze für die Olympischen Spiele im nächsten Jahr in Paris eingefahren. „Der Zwischenlauf mit einem Sieg war sehr gut, dass muss man erst einmal so machen. Im Finale haben sich die Vier vielleicht etwas von der Konkurrenz beeindrucken lassen, die um sie herum blitzstark gestartet war. Aber ich freue mich, dass die Quotenplätze geholt wurden und somit ein Vierer in Paris starten kann“, betonte der Essener Stützpunkttrainer Joaquin Delgado. So sah es auch Enja Rößeling: „Das Rennen war nicht optimal. Aber wir sind froh, den Vierer nach Paris gefahren zu haben. Dahin ist nun der Blick gerichtet“. Der WM-Titel ging an Neuseeland vor Polen und Spanien.
Mehr als schwer hatte es auf der Wedau Caroline Arft im 200m-Einer, entscheiden doch hier im Sprint Bruchteile von Sekunden über das Weiterkommen. Das war sichtbar bei den Halbfinals, bei denen mit bloßem Auge kaum zu erkennen war, wer in die Finals einzog. Das Quäntchen Glück fehlte am Ende der KGEerin, um sich in das B-Finale zu fahren.