Verbundsystem
punktet
Braun gebrannt ist Lukas Decker
nach einigen Tagen Kurzurlaub mit seinem Potsdamer Verbandspartner und einem
weiteren Nationalmannschaftsmitglied im Anschluss an die Junioren-WM aus Ungarn
wieder in Essen beim Training anzutreffen. Dazu passt die Zufriedenheit, die
der 18-jährige auch mit etwas Distanz zu dem bisherigen sportlichen Highlight
der Saison ausstrahlt. Er ist in diesem Jahr einfach auf einer Erfolgswelle
gepaddelt und hat rückblickend alles richtig gemacht.
"Lukas
Decker hat sportlich in den letzten Jahren einfach eine rasante Entwicklung hingelegt" ,
bringt Joaquin Delgado, Juniorentrainer am Bundestützpunkt für Kanurennsport am
Baldeneysee auf den Punkt, was mit der WM in Szeged vor zwei Wochen den
bisherigen sportlichen Höhepunkt erreichte.
Zu
Saisonbeginn war Decker als DC-Kadermitglied (Schnittstellenbereich zwischen
Bundes- und Landeskader) in die nationalen Verbands-Sichtungen gegangen. Eine
Hürde, die er überstand. Er rutschte in die erweiterte
Junioren-Nationalmannschaft, nutzte dort seine Chance und empfahl sich für
einen Einsatz im 200m-Sprintzweier mit dem Potsdamer Jonathan Gerber bei der
Junioren-EM in Frankreich. Auch die Chance wurde mit dem Gewinn der Bronzemedaille
optimal genutzt, die Qualifikation für die Junioren-WM war der Lohn - in Szeged,
dem "Mekka" des Kanusports.
"Von
Szeged habe ich schon viel gehört. Ich freu mich riesig. Es ist schon ein
wahnsinniges Feeling gewesen, bei der EM dabei zu sein. Und nun fahre ich zu
einer WM. Das kann ich gar nicht beschreiben" , hatte Lukas Decker im Vorfeld
seine Vorfreude zum Ausdruck gebracht. Und dann bei der WM sogar das Finale und
Platz sechs erreicht. "Schon die EM-Teilnahme war grandios. Jetzt hab ich im
WM-Finale gestanden. So eine WM mit allem Drum und Dran zu erleben - einfach
der Hammer" , beschrieb er die Entschädigung für all den Aufwand und die
Risikobereitschaft der vergangenen Jahre und Monate.
Als Schüler
war Lukas Decker zunächst in Kassel in den Rennkajak gestiegen, bevor im Jahr
2009 eine gravierende Veränderung folgte: der Wechsel zur KG Essen an den
Baldeneysee und der Umzug in das Essener "Sportinternat" . Sein damaliger
Kasseler Trainer hatte diese Empfehlung bei vollstem Verständnis des
Heimatvereins ausgesprochen mit dem Ziel, sich sportlich am Essener
Bundesstützpunkt weiterzuentwickeln und auch schulisch im Verbundsystem besser
voran zu kommen.
Mit
13 Jahren eine derartige Veränderung vorzunehmen, war nicht immer einfach. "In
den ersten zwei Jahren hab ich natürlich schon Heimweh gehabt, trotz der sehr guten
Betreuung im Internat. Es war auch teilweise hart, sehr viel selbständig zu
bewerkstelligen" , blickt Decker zurück. "Aber ich hab es durchgezogen und nie
bereut. Und ich habe davon auf jeden Fall auch viel profitiert. Ich würde mich
als extrem selbständig bezeichnen, kann alles für mich alleine regeln. Das wäre
ich zu Hause sicher nicht so geworden. Ob ich da meine Wäsche alleine so in
Schuss halten würde, glaub ich nicht" , fügt er lachend hinzu.
Auch
schulisch sieht es gut aus bei ihm. Das Verständnis zunächst bei der
Elsa-Brandström-Realschule und jetzt beim Berufskolleg Essen-West versucht er mit
guten schulischen Leistungen zu rechtfertigen. "Ich möchte als Schüler auch
meinen Beitrag leisten, denn anders würde es nicht gehen" .
Das
alles passt zu dem, was auch der Essener Heimtrainer Joaquin Delgado (der
übrigens schon ein Jahr Erziehertrainer am Internat war) über seinen Schützling
sagt. "Lukas ist für mich der absolute Wettkampftyp. Im Training schon noch mit
Schwankungen, legt er vor dem Wettkampf den Schalter um und es macht klick.
Dann kann ich mich ganz beruhigt zurücklegen. Denn ich weiß, dass er weiß, was
er zu tun hat, um Leistung zu bringen. Lukas ist kein Typ fürs Mittelfeld; bei
ihm gilt alles oder auch mal nichts" .
Lukas
Decker hat sich mit seiner Familie früh entschlossen, auf das Verbundsystem in
Essen zu setzten und die hervorragenden Möglichkeiten am Stützpunkt der KG
Essen am Baldeneysee, im Sport- und Tanzinternat mit seinen Partnerschulen und
am Olympiastützpunkt Rhein-Ruhr zu nutzen. Und damit offensichtlich eine gute
Entscheidung getroffen “ eben alles richtig gemacht.
Dass
Lukas Decker nach EM und WM hoch motiviert ist, versteht sich von selbst. Die
Erfolge haben Lust auf mehr geweckt, sein Weg ist noch nicht zu Ende. "Ich habe
gesehen, wo ich stehe. Und wohin ich möchte. Jetzt heißt es weiter trainieren.
Und irgendwann mal in der A-Nationalmannschaft an den Start gehen" , wurde das
Ziel der nächsten Jahre formuliert. Vorbilder hat er da bei der KGE genug. Und
so könnte er auf dem Weg sein, auch weiterhin alles richtig zu machen!
Neben
Lukas Decker waren aktuell weitere Kanuten äußerst erfolgreich bei der
Junioren- und U23-EM und WM im Einsatz: Frederik Illtz, der sich vor zwei
Jahren entschloss, von Lünen nach Essen zu ziehen. Dann die Oberhausenerin
Katharina Köther und Katharina Menrath aus Rheidt. Und Lukas Reuschenbach
(Oberhausen) wurde U23-Doppeleuropameister und stand bei der WM ebenfalls
in zwei Finals. Zudem war er auch schon Eliteschüler des Jahres.
Insgesamt
sind 15 Kanuten/innen in das Verbundsystem eingebunden; trainieren am
Bundesstützpunkt der KGE auf und am Baldeneysee, wohnen, leben am Internat
und nutzen die Partnerschulen und die Betreuungsleistungen des OSP.
Seinen Weg gemacht hat
unter diesen Voraussetzungen auch Max Rendschmidt, amtierender Welt- und
Europameister.